Sonntag, 1. März 2015

Wie alles begann...

Hallo Leute,
da ist er, mein erster Post. Am Layout muss die Tage nochmal gearbeitet werden ;)

Dieser Blog dient natürlich unter anderem mir selbst. Ich möchte mich kennenlernen, verstehen und lernen, mit meinem "Problem" umzugehen, denn das ist alles, was man in dieser außergewöhnlichen Lage machen kann.


Ich möchte aber auch allen, die jemals auf diese Seite stoßen sollten, Mut machen und zeigen, dass sie nicht allein sind und dass es vorwärts geht, egal wie schlimm die Situation momentan erscheinen mag.


Ich weiß noch, wie es bei mir anfing und dass ich nicht wusste, wohin mit meinen Gedanken und dass ich sie einfach nicht einordnen konnte.

Ich war schon immer ein sehr ängstlicher Mensch, aber die generalisierte Angststörung wurde erst im Laufe dieser speziellen Phase diagnostiziert. Mehr zu schaffen machen mir die Gedanken um meine Beziehung.

Wir waren über 3 Jahre zusammen und es war eine wundervolle Beziehung, geprägt von viel Vertrauen, Großzügigkeit, Harmonie und Humor. Im Grunde genommen genau das, was ich mir immer gewünscht hatte. Ich wachte morgens auf und fühlte mich glücklich, angekommen und gesegnet vom Schicksal. Es war perfekt. Wir planten Hochzeit, Kinder, Haus und Hof.


Doch nach der Heirat ging es los. Es dauerte keine 3 Tage, da lag ich abends wach und wusste nicht, wie mir geschieht. Mein Brustkorb zog sich zusammen, ich bekam kaum Luft, meine Gedanken drehten sich im Kreis, mir wurde schwindelig und mein Herz raste. Ich wusste nicht, ob ich sterben oder durchdrehen würde. In meinem Kopf der Gedanke:


Du liebst ihn nicht mehr.


Es vergingen Wochen, in denen in nicht mehr schlief. Ich aß nichts mehr, nahm 7 kg ab. Am Ende wog ich nur noch 49 Kilo bei 1,70 m. Die Gedanken brachten mich zum Wahnsinn. Ich wollte ihn nicht verlassen, aber die Panik sagte mir das Gegenteil. Ruhte ich abends oder war ich abgelenkt, kam ich zur Besinnung und empfand wieder die schönsten Gefühle für ihn in all ihren Facetten. Doch diese Phasen hielten meist nur kurzfristig an, mal ein paar Stunden, mal nur einige Minuten. Danach folgte der tiefe Fall und die Gedanken ließen sich nicht kontrollieren.

3 Monate lief ich durch die Gegend und war nur noch ein Schatten meiner selbst. Die Gedanken verängstigten mich so sehr, dass ich oft tagelang mit einem Schleier vor den Augen und Tunnelblick durch die Gegend lief, der sogenannten Depersonalisierung, die oft in Begleitung der Angststöung auftritt. Zur Arbeit zwang ich mich nach einer einwöchigen Krankschreibung, doch ich konnte mich nicht konzentrieren, meine Fehlerquote war recht hoch. Einmal wäre ich fast von einem Auto angefahren worden weil ich nicht klar denken und sehen konnte.

Ich konnte nichts mehr. Ich wollte nicht mehr aus dem Haus, klammerte mich oft nachts und morgens früh Uhr nach dem Aufwachen (da war es am schlimmsten) an meinen Mann und weinte laut los weil ich ihn nicht verlieren wollte, aber meine Gedanken etwas anderes sagten. Er stand mir bei, wusste von Anfang an, was los war, hielt und tröstete mich, doch es war ein stündliches Auf und Ab der Gefühle und ich hatte vollkommen die Kontrolle über mich verloren. Ich wankte täglich mehrmals in Phasen zwischen Nervenzusammenbrüchen, Panikattacken, Depersonalisierung und einem Gefühl von Ich-bin-wieder-ich-und-alles-ist-gut.

Nicht nur einmal war ich fast bereit dazu, mich in die örtliche Psychiatrie einweisen zu lassen, nur um Ruhe zu bekommen. Jeden Tag rief ich meine Eltern an und weinte, ich wollte nur, dass mir jemand hilft.

Aus einer glücklichen Frau mit Plan und beiden Beinen im Leben wurde wieder ein kleines, heulendes Kind, ein Häufchen Elend.


Es war die schlimmste Zeit meines Lebens, das kann ich mit Fug und Recht behaupten.


Wir klapperten recht schnell alle nötigen Ärzte ab. Blutteste wurden gemacht, Neurologen abgeklappert. Mir wurde Opipramol verschrieben, das mich innerhalb einer halben Stunde "ausknockte", doch während ich dann "schlief", ratterte der Kopf weiter. Ich fand einfach keine Ruhe. Anschließend versuchte es eine weitere Psychiaterin mit Elontril, das meine Panik noch schürte. Ich glaubte, nun vollkommen durchzudrehen und fühlte mich wie kurz vor einem epileptischen Anfall.


Wie oft wollte ich mich trennen und doch ließ mich etwas bleiben. Alle Faktoren unserer Beziehung ging ich durch, da musste doch ein Fehler zu finden sein. Warum würde ich sonst so denken? Doch ich fand nichts. Immer wenn ich dachte: "Das ist es!" und meinen Mann bat, doch bitte dies oder jenes zu ändern, kam eine andere "Lösung" auf und die zuvorige Lösung erwies sich als gedankliche Lüge. Ich erkannte, dass nicht er der "Fehler" war und gab diesen (gemeinen) Schwachsinnsversuch, ihn ändern zu wollen, auf.


Es folgte eine Zeit der Gefühllosigkeit. Wochenlang war ich nicht imstande, irgendetwas zu fühlen. Ich konnte mich nicht mehr freuen und fühlte mich nur noch fremd im eigenen Körper und im eigenen Leben. Ich erkannte nichts wieder. Weder mich, meine Wohnung, meine Freunde, noch meinen Mann. Das hatte ich noch nie erlebt. Ich wusste nicht mehr, wer ich war.

Nur bei meinen Eltern fühlte ich noch eine gewisse Geborgenheit. Hier erkannte ich mich immer kurzzeitig wieder.

Ich begann mit der Therapie, die Diagnostik war nicht einfach. Erst hieß es Depression, dann Angststöung..Aber erst heute sind wir soweit, an der hauptsächlichen Symptomatik zu arbeiten: Dem Zwangsgedanken, der gern neben einer Angststörung auftritt.


Ich bin seit etwas über einem Monat auf Cymbalta eingestellt und erst seit ich das Medikament nehme, geht es mir etwas besser. Jetzt geht es erst richtig mit der Arbeit los...!